Wird’s noch was? – der sechste VLN-Lauf 2010
Es sah alles so gut aus: Der Redaktions-Passat war frisch zum Rennwochenende wieder fahrfertig, der Clio stand nach erfolgreichem Remapping und Testlauf auf dem Flugplatz Mendig mit über 240PS nicht nur gut im Futter, sondern vor allem lief er jetzt in jedem Drehzahlbereich tadellos. Selbst der lange abwesende Krimskoye-911 von Captain-Racing stand nach einer langwierigen Motorrevision wieder siegeshungrig in der Box Nummer 19 – doch am Ende kam alles ganz anders.
Eine solide 8.42,895 min im Training ließ den Cup-Porsche von Jörg Otto, Peter Becker und Thomas Zinnow von Platz 18 ins Rennen gehen. Axel Linther, der diesmal von Lars Hieronymus unterstützt wurde, brachte den Clio mit der Startnummer 736 mit einer Zeit von 9.45,661 min auf den vierten Startplatz der Renault Clio Cup Wertung.
Ganz vorne im Starterfeld war man jedoch wieder unter sich. Mit einer 8.11,126 min war der gelbe Manthey-Porsche von Dumas und Klasen für den Rest des Feldes uneinholbar, obwohl Frank Stippler im R8 LMS in seiner letzten Qualifikationsrunde auch auf eine 8.11er Zeit kam. Komplettiert wurde die schnellste Gruppe im Feld vom Haribo-911, der mit einer 8.13 min aus dem Training kam.
Doch für das Team von Erkes Fahrzeugtechnik wurde das Training fast hinfällig, denn beinahe hätte man die Ausfahrt in die Startaufstellung nicht mehr bei grüner Boxenampel geschafft: Nach dem Training klagten die Fahrer nicht nur über Probleme mit den Reifen, sondern auch über eine überbremsende Hinterachse.
Ein anderer Reifendruck an der Hinterachse und eine Kontrolle der ABS-Steuergerätedaten konnten das Problem jedoch beheben – deutlich aufwändiger zu reparieren gestaltete sich jedoch das austretende Getriebeöl am Simmerring der Ausgangswelle, das nach den Qualifikationsrunden festgestellt wurde. Zwar konnte die Ursache in der Kürze der Zeit nicht behoben werden, durch das Nachfüllen des zähen Schmiermittels sollten aber wenigstens die Folgen während der vier Rennstunden im Rahmen bleiben.
Pünktlich um 12.00 Uhr kam die erste Startgruppe im Renntempo auf der Start- und Zielgerade vorbei und wie erwartet entbrannte von Beginn an ein sehenswerter Kampf der drei Trainingsschnellsten. Audi-Pilot Frank Stippler setzte sich noch in der ersten Runde in Führung, konnte sich jedoch nicht von den beiden Verfolger-Porsches absetzen.
Nicht nur, dass sich der GT3 R von Klasen und Dumas am führenden R8 LMS die Zähne ausgebissen hatte, nein, in Runde zwei musste er auch den schnelleren Goldbär-Porsche von Arnold und Menzel passieren lassen, um in der dritten Runde nach dem Überfahren einer Flüssigkeitsspur das Rennen in der Leitplanke aufgeben zu müssen. Der Dreikampf war nun also zum Zweikampf geworden, mit stetig wechselndem Führenden. In der Folge des Feldes sortierten sich der Moskowskaya-GT3, die Mintgen-Viper und der ROWE-911. Am Ende der Top 10 duellierten sich auch lange Zeit der Captain-Racing-911 von Startfahrer Jörg Otto mit der Startnummer 111, dem Serengeti-R8.
Für betroffene Gesichter sorgte dann aber der Funkspruch des asphalfrage.CUP-Clios von Erkes Fahrzeugtechnik um kurz vor halb eins: Unfall im Bereich Brünnchen, Weiterfahrt nicht möglich. Startfahrer Lars Hieronymus kollidierte nach einem Missverständnis mit einem weiteren Cup-Clio, der ihn an der hinteren rechten Wagenecke traf und so mit einem Dreher in die Leitplanke beförderte.
Doch der Unfall des Renaults sollte nicht das einzige Drama in Box 19 an diesem Rennsamstag bleiben. Nach einer fehlerfreien Leistung des Captain-Racing Teams musste die Mannschaft um 14:24 Uhr mit ansehen, wie ihr frisch aufgebauter 911 GT3 Cup auf Platz drei liegend im Schwalbenschwanz in einen Unfall mit einem Ford Focus RS verwickelt wurde.
Von solchem Unglück blieben die beiden Spitzenreiter verschont. Dank des sparsameren Boxermotors konnte der Haribo-Porsche des Manthey-Teams die Führung vor dem Audi von Stippler, Stuck und Basseng behaupten, dessen langer dritter Tankstopp alle Chancen auf den Sieg vereitelte. „Der Sieg war mehr als überfällig“, sagte Arnold nach dem Rennen. „Unser ganzes Team hat von Beginn des Jahres an sehr hart gearbeitet und den Erfolg haben wir uns mehr als verdient. Wir haben an der Spitze auf Augenhöhe mit dem Audi gekämpft. Als die Temperaturen gegen Rennende anzogen, war es dann ganz schön hart.“ Doch auch Audi-Pilot Frank Stippler konnte dem abermals verpassten Sieg positives abgewinnen: „Ich muss zunächst dem Phoenix-Team ein großes Lob aussprechen, denn sie haben innerhalb von nur vier Tagen den R8 von Grund auf neu aufgebaut. Das war nach unserem Unfall beim fünften Lauf unumgänglich. Allerdings haben wir das Setup mit dem neuen Fahrzeug noch nicht hundertprozentig hinbekommen.“
Zu ihrem ersten Podiumserfolg in diesem Jahr fuhren Armin Hahne, Jochen Krumbach, und Marc Gindorf. Ebenfalls in einem GT3-Porsche von Manthey-Racing fehlte dem Trio am Ende 4:54,128 Minuten auf die Spitze. Ex-DTM-Star Hahne war mit dieser Platzierung sehr zufrieden: „Endlich hat es geklappt. Wir haben im Gegensatz zu unseren Porsche-Mitstreitern einen anderen Reifenpartner und verbessern uns Schritt für Schritt. Der Abstand auf die Spitze ist groß, aber ich bin zuversichtlich, dass dies nicht unsere letzte Podiumsplatzierung in diesem Jahr gewesen ist.“ Auf einen sensationellen vierten Rang kam der grüne Publikumsliebling von Mintgen-Motorsport. Die Vulkan-Racing-Viper von Riebensahm, Kohlhaas und Brück verpasste in einem spannenden Duell mit zwei 911 GT3 Cup S das Podium nur knapp.
Wo es für die Siegerteams am Ende des Tages beim VLN-Sommerfest viel zu feiern gab, blieb man in Box 19 traurig: Der Schaden am Clio mit den asphaltfrage.de-Aufkleber ist derart stark, dass ein Einsatz am 31. Juli beim 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen sehr fragwürdig ist. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und die Mannschaft von Erkes Fahrzeugtechnik wird sich in den kommenden Tagen ins Zeug legen um den schnellen Franzosen wieder fit zu machen – denn Blech lässt sich einfacher spenglern als Motorelektronik…
Bilder: Björn Schickel