Die neue Unverkrampftheit – Opel Meriva 1.7 CDTI
In Rüsselsheim hatte man in der Vergangenheit schon immer ein gutes Händchen was Marktnischen anging. Der erste Zafira war mit seinem innovativen Sitzkonzept lange Zeit konkurrenzlos und beim Meriva lief es nicht anders.
Einzig das Design des Microvans war vielleicht etwas altbacken. Doch mit dem Erscheinen des neuen Modells hat man auch dieses Manko beseitigt. Der neue Stil des Hauses gefällt auf voller Linie. Dynamisch steht der kleine Familienvan da, die Seitenlinie mit dem Schwung in der B-Säule bringt nicht nur Vorteile für die Aussicht der Passagiere in zweiter Reihe, sie verleiht dem Meriva im Vergleich zur Konkurrenz wirklich Pfiff.
Ob man die Türen allerdings hinten hätte anschlagen müssen bleibt fraglich, denn so richtig will uns der Vorteil auch nach zwei Wochen mit dem kleinen Opel nicht aufgefallen sein. Verbuchen wir das Konzept einfach unter der Kategorie „Alleinstellungsmerkmal“ – in Zeiten der allgemeinen Langeweile mag das für die Rüsselsheimer vielleicht tatsächlich Grund genug gewesen sein.
Dabei wäre der Meriva auch mit herkömmlichen Türen im Fond kein Langweiler, zumal in der Version, die uns die Presseabteilung vor die Tür gestellt hat. Da wäre zum Einen der Motor: der 1.7 CDTI ist ein guter alter Bekannter, in der aktuellen Ausbaustufe bringt er es auf 130PS und deftige 300Nm. Das ist genug um auf dem Weg zum Kindergarten und zur REWE einen Platz in der ersten Reihe zu bekommen.
Es ist aber nicht das Rasen für das der Meriva gebaut wurde, nein, es ist das Reisen. Zwar zeigt sich das Fahrwerk in der Innovation-Variante dämpferseitig gestrafft, die Federn sind ein wenig gekürzt, aber selbst das macht aus einem Van noch lange keinen Sportwagen. Dazu passt auch die Sitzposition gar nicht: Erhaben und mit viel Übersicht thront man auf den „Ergonomiesitzen“ des kompakten Rüsselsheimers. Dem Namen wird das Gestühl im Übrigen voll gerecht – vielseitig einstellbar und auch auf langen Strecken bequem und ermüdungsfrei stützend sind sie den Aufpreis klar gerechtfertigt.
Die etwas sehr poppige Inneneinrichtung mit dunkelbraunem Armaturenträger, zweifarbigen Stoff-Lederbezügen und orangenen Kontrastnähten müsste unserer Meinung nach jedoch nicht zwingend sein. Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Und was die Sitzkonfigurationsmöglichkeiten angeht, sind wir auch schon wieder ganz auf der Seite der Entwickler. So wie man im Fond schieben, rücken, drücken, wegklappen und herausfalten kann, ist wirklich für jede Transportaufgabe die passende Lösung zu finden. Und das ganz ohne Werkzeug, abgebrochene Nägel und stundenlange Lektüre des Handbuches.
Ob es mit Tacho 200 über die Autobahn geht, im fernen Kroatien das Schlauchboot mit dem bordeigenen Kompressor aufgeblasen wird, die vier 225er-Reifen um Gnade wimmern, wenn man es im kurvigen Mittelgebirge krachen lässt, oder beim Familienausflug mit den Rädern auf dem FlexFix-System – der Meriva macht alles mit. Wir mögen diese Leichtigkeit und wie sie sich in jedem Detail des Rüsselsheimers wiederfindet. Ihm fehlt die Wolfsburger Strenge, aber doch zeigt sich an den entscheidenden Stellen genug Ernsthaftigkeit.
So auch beim Preis, denn 24.790€ sind nicht wenig Geld. Doch, so finden wir, ist es beim Meriva ein faires Angebot. Die Ausstattung der Innovation-Linie ist mehr als reichhaltig, da ließe sich im Alltag auch auf einiges verzichten. Der 1.7 CDTI-Motor ist gleichsam sparsam wie kraftvoll, das Fahrwerk zeigt eine erfreuliche Einsatzbandbreite und überhaupt, der kleine Opel ist einfach ein sympathisches Auto – und das ist etwas Besonderes in dieser Klasse. Er zeugt von der Unverkrampftheit, mit der man in Rüsselsheim trotz der ewig schlechten Nachrichten rund ums Unternehmen den Entwicklungsaufgaben nachgeht. Wir finden das gut.
Technische Daten:
Modell: Opel Meriva 1.7 CDTI Innovation
Motor: 4 Zylinder Diesel, 1686 cm³
Leistung: 96kW/130PS
Drehmoment:300Nm
Antrieb: Front, 6-Gang manuell
Verbrauch: 7.4l/100Km Super
0-100km/h: 9.9sec
Vmax: 197km/h
Preis: ab 24.790 EUR
Text fm/Bilder aw