p = zero – Porsche 911 Carrera mit Platten

Es hätte so schön sein können: das Ende des roadtrips startete in Tirol, führte über feine und nahezu unbefahrene Pässe in Richtung Liechtenstein und von dort über den Bodensee zurück in die Heimat.

Wenn, ja wenn da nicht das Ferienende gewesen wäre. Die Lüfter der Wasserkühler liefen auf Hochtouren, ebenso die Klimaanlage. Denn im Stau hilft ein offenes Verdeck genau gar nichts. Aber das Anstehen rund um den Bodensee war nur der Anfang. Kaum begann die freie Fahrt auf der A96, war sie auch schon wieder vorbei. Und die Verkehrsmeldungen sagten Unerfreuliches voraus: 10 Kilometer stockend bei Ulm auf der A7 und derer 18 kurz darauf auf der A8.

Das musste nun wirklich nicht sein. Also den Albabstieg links liegen gelassen, den Blinker gesetzt und von der Autobahn abgefahren. Denn im Bummeltempo wollte wir den grandiosen Trip nicht enden lassen. Das hatten weder wir, noch der Elfer verdient. Ein wenig im Sonnenuntergang über die schwäbische Alb tanzen, das erschien uns vernünftiger. Und so kam es dann auch. Als Ortskundiger verstand sich unserer Beifahrer Axel perfekt darauf, wie aus dem Gebetbuch den Kurvenverlauf anzusagen. Zweiter, Dritter, Zweiter, Erster und immer schön die Drosselklappen auf Durchzug. Es war einfach traumhaft, wie der Boxer der Abendsonne entgegenfräste, das Fahrwerk jede noch so grobe Unebenheit ausbügelte und die Lenkung unbeirrbar dem eingeschlagenen Winkel folgte. Bis zu dem Moment, als das Infodisplay vor 0.5bar Luftverlust warnte. Nun ja, bei scharfer Nutzung kann es bisweilen vorkommen, dass einer der Sensoren seine Eichung verliert und eine Warnung ausspricht, als die Anzeige dann aber in verlässlichem 10-Sekunden-Takt um 0.1bar nach unten lief war klar – hier stimmt tatsächlich etwas nicht.

Zum Glück ist die Tankstellendichte 40km vor den Toren Stuttgarts größer als in den Tiroler Alpen und so schaffte es das gelbe Cabrio mit 1.2bar Luftdruck an die rettende Esso. Schon nach dem Abstellen des Motors war das Zischen der entweichenden Luft unüberhörbar. Was also tun? Ein 20-Zoll-Reserverad wird sich hier sicher nicht finden, wenigstens aber wohl Radkreuz und Wagenheber. Weit gefehlt. Moderne Tankstellen halten zwar jede Menge Bonusprogramme vor und bieten Brötchenaufback-Service für den Sonntag, bei einer Reifenpanne und der Frage nach etwas Werkzeug muss man aber mit den Schultern zucken.

Es bleib also nur der Ausweg „tirefit“. Nachdem wir die Anleitung durchgelesen hatten begann das Spektakel. Eigentlich sogar recht unspektakulär, wenn man von dem wirklich dramatisch lärmenden 12V-Kompressor einmal absieht. Da dieser nach 15 Minuten auch gefühlt rotglühend war, das Manometer immer noch erst dürftige 2.4bar anzeigte und die Luft weiterhin unüberhörbar aus der Schafstelle ausströmte, schwand unsere Hoffnung Zuffenhausen aus eigener Kraft zu erreichen zusehends.

Ein Anruf bei der restlichen Bloggertruppe, die sich die Zeit anstatt auf de Alb lieber im Stau auf der Autobahn vertrieb, brachte neben dem Ratschlag im Notfall einfach die Porsche Assistance zu rufen auch die Information, dass wir trotz Reifenschaden noch gute 20 Kilometer Vorsprung hatten.

Die Druckanzeige stand nun bei 3.0bar, das Pfeifen der entweichenden Luft war zwar noch da, aber merklich geringer. Weiterfahren also, schließlich hatten wir ein Rennen zu gewinnen. Schnell den Elfer wieder zusammengebaut (man glaubt es nicht, wo die Stuttgarter den Kompressor verstecken…), das Gepäck verstaut und los. Innerhalb der ersten fünf Minuten sank der Reifendruck von 3.0 auf 2.7bar. Kein gutes Zeichen. Aber die Hoffnung auf die Fliehkraft und damit die bessere Abdichtung des tirefit-Reifendichtmittels hielt unsere Laune oben. Und so kam es dann auch. Nach zehn Minuten und einem Absolutdruck von 2.6bar blieb die Reifendruckanzeige wie festgenagelt.

Zwar nicht als Erster, aber immerhin nur mit fünf Minuten Rückstand erreichte das 911 Cabrio dann auch nach Panamera und Boxster S den Museumhof in Zuffenhausen. Das tirefit ist also doch nicht so verkehrt, vor allem, wenn man die Größe der Schadstelle bedenkt. Und hätte Porsche einen vernünftigen Kompressor anstatt dieser lautstarken Luftpumpe mitgegeben, so hätten wir das Rennen gewonnen! Sicher.

Alle Infos, Bilder, Texte und Tweets zum Blogger Road-Trip finden Sie auf der Facebook-Seite des Events. Viel Spaß beim Durchklicken.

Text: Fabian Mechtel
Bilder: Milos Willing, Axel Griesinger

Weitere Bilder zur Reifenpanne:

Ein Platten. Zum Glück nur unten.

Wo ist der Ventileinsatz?  Wegen der Sicherheit.

Sichtprüfung. Funktioniert das überhaupt?

Tatsächlich, er hält dicht!

Der Beinahe-Spielverderber! Naja, der Reifen war eh am Ende…