Erschreckend – der VW Golf

Es ist diese Ruhe. Wenn der Golf mit Richtgeschwindigkeit über die Landstraße rollt, der sechste Gang eingelegt ist und man der Meinung ist einfach aussteigen zu können. Denn man hört nichts. Keine Abrollgeräusche, keine Windgeräusche und kein nichts. Selbst die Lüftung säuselt geräuschoptimiert.

Aber eigentlich ist das keine Überraschung. Denn wenn Volkswagen einen neuen Golf präsentiert, dann lautet die Frage nicht ob er „gut“ ist, sondern „wie“ gut er ist. Bei der siebten Generation haben die Wolfsburger naturgemäß nicht viel anbrennen lassen. MQB lautet das Zauberwort. Der modulare Querbaukasten ist die gegenüber der Konkurrenz beinahe schon unfair potente Waffe im Kampf gegen die Kosten. Aber es sind auch einfache technische Lösungen im Fertigungsprozess, die einen sprachlos zurücklassen.

Die gebauten Nockenwellen beim neuen TDI-Motor zum Beispiel. Oder die Abgasreinigungseinheit. EU5, EU6, EU24.6b – alles ist machbar. Drei Schrauben drehen, neues Modul angeflanscht und fertig. Reibungsoptimiert ist das Aggregat natürlich auch. Fein abgestimmt sowieso. Ob man es merkt? Hauptsächlich fällt die neue Ladeluftstrecke auf. Denn erstmals kühlt der Golf seine Ladeluft mit Wasser. Das gibt nicht nur mehr Spielraum bei Ladedruck und Einlasstemperatur, sondern vor allem bei Luftvolumen im Ansaugtrakt. Und so reagiert der neue TDI ausgesprochen agil auf Befehle am Gaspedal. Natürlich wird aus dem Ölmotor durch diese Maßnahme kein nervöses Renntriebwerk, aber immerhin.

Er geht schon fein. Sogar obenrum. Vergessen die spitze Charakteristik der Pumpe-Düse-Motoren, sondern cremige Leistungsentfaltung, ganz ohne schroffe Drehmomentberge. Selbst vor hohen Drehzahlen hat der Selbstzünder keine Angst mehr. Und das ist in den Hügeln Sardiniens von Vorteil. Die dritte Welle dreht erst bei 135km/h im roten Bereich und lässt den Golf dadurch satt von einer Kehre zur nächsten springen. Dort baut er zwar allen XDS-Sperren, DCC-Dämpfern und Multilink-Hinterachsen zum Trotz die Geschwindigkeit brav untersteuernd ab, wir reden hier aber eben immer noch vom VW Golf. Er soll schließlich das Auto und nicht der Sportwagen sein.

Insgesamt macht er seine Sache wirklich gut. Das ESP regelt konservativ aber zart und die Hinterhand lässt sich kaum locken – höchstens mit den rollwiderstandsoptimierten Pirelli Cinturato und etwas nach oben korrigiertem Luftdruck. Wenn man derart gerüstet übers Land zieht, dann zeigt sich der Volkswagen von seiner besten Seite. Der Spurhalteassistent verrichtet seine Arbeit zuverlässig und der radargestützte Tempomat kümmert sich um den Anschluss an den Vordermann. Als Fahrer läuft man ob dieser Ruhe und Gelassenheit Gefahr einfach mal so wegzudösen. Damit das nicht passiert haben die Wolfsburger jede Menge neue Funktionen in das Infotainment-System integriert, mit denen sich herrlich die Zeit vertreiben lässt.

Und sei es nur die Freude an den liebevoll animierten Menüs. Überall flippt, dreht und poppt es und schnell hat man vergessen, was man eigentlich genau einstellen wollte. Den Kartenmaßstab zum Beispiel. Man muss nicht mehr am Knöpfchen drehen, sondern braucht nur mehr mit zwei Finger direkt auf dem Touchscreen zu zoomen. Aber wir wollen an dieser Stelle nicht mit weiteren Details langweilen. Warum auch? Der Golf ist der Golf. Der Maßstab. Der Beste. Das Auto. Daran hat sich auch in der siebten Generation nichts geändert. Natürlich gibt es immer ein paar Nörgler und Besserwisser, die etwas zu kritisieren haben. Aber es ist höchstens der eigene Geschmack, der dem VW nicht gerecht wird. Denn in der Summe seiner Eigenschaften ist uns nichts bekannt, was ihm gefährlich werden kann. Außer der nächsten Generation vielleicht. Weil neu einfach immer besser ist. Auch wenn es schwer vorstellbar ist…

Unser Tipp ist trotz der überzeugenden Vorstellung des 150PS-TDIs aber der kleine 140PS-Benziner mit seiner ACT-Zylinderabschaltung. Denn dieser Motor ist wirklich fein. In der Drehzahlspitze vielleicht ein wenig angestrengt, im Alltag aber mit absolut ausreichender Kraft gesegnet, mit vorzüglichen Manieren und einem ordentlichen Verbrauch.

Alle Bilder von unserer Golftour finden Sie HIER. Den Golf aus Sicht der Kollegen gibt es unter den folgenden Links:

Die wundervolle Instagram-Bilderrundreise von Heike Kaufhold,
–  Die Gutschildkröte von Jens Stratmann,
The Drive von Kim-Christopher Granz,
Angefahren wurde Björn Habegger,
vau-max.de hält in verdeckter Mission mehr Infos von uns zum Golf bereit.

Und wer nun immer noch nicht genug gegolft hat, der kann sich bei einem Kaffee zurücklehnen und unser Video anschauen:

Technische Daten:

Modell: VW Golf 2.0 TDI BMT Highline
Motor: 4 Zylinder Diesel, 1968cm³
Leistung: 110kW/150PS
Drehmoment:320Nm
Antrieb: Front, Sechsgang-Handschaltgetriebe
Verbrauch: 4.1l/100km Diesel
0-100km/h:8.6sec
Vmax: 216km/h
Preis: ab 26.925 EUR

Text & Bild: fm

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