Überbewertet – das VW Beetle Cabriolet

Vielleicht wird die Côte d’Azur einfach nur überbewertet. Klar, zum Steuern sparen und Geld ausgeben taugt sie – aber sonst? Gut essen, das Leben genießen, sich treiben lassen.

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Mag sein, wenn aber der Himmel verhangen, der Regen mal stärker, mal schwächer und die Temperatur nahe des Nullpunkts ist, dann zeigt selbst die Promenade in Nizza ihr grimmiges Gesicht. Kalt, kahl und freudlos. Und mit dem Essen klappt es auch nicht. Die Geheimtipps haben entweder geschlossen oder kochen mangels Laufkundschaft lieblos und uninspiriert auf Sparflamme. Und Sushi braucht es ebensowenig wie 24/7-Pizza.

Fahrbericht - 2013 VW Beetle Cabriolet - asphaltfrage.de - Wallpaper 2Dann lieber doch auf eigene Faust einkaufen. Zumal der Beifahrer dem Wetter nicht unbedingt gut angepasst war und der Regen nicht nur den Innenraum des Beetle Cabrios, sondern auch seine Frisur zu ruinieren begann. Ein Hut fand sich schnell, ebenso überzeugend waren die Austern, dazu ein kleiner Schluck Muscadet – herrlich. Überhaupt, wenn man dem Treiben auf dem Markt so zusieht, dann kann man schon ein wenig neidisch werden auf die Franzosen. Denn Geschmack hat man hier. Egal wer hier mit seinen Einkäufen an Dir vorbeizieht, alt, jung, Großfamilie, -verdiener oder Student, bei allen würde man sich in Anbetracht der gekauften Zutaten gerne zum Essen einladen.

Fahrbericht - 2013 VW Beetle Cabriolet - asphaltfrage.de - Wallpaper 3Ärgerlich nur, dass man sich bei den Gastgeschenken etwas zurückhalten muss. Denn mit zwei Bordtrolleys und einer Hand voll Einkäufen ist der Kofferraum des Beetle Cabriolets mehr als gut gefüllt und das obwohl sich das Verdeck nicht ins Frachtabteil, sondern lediglich darauf faltet. Aber sei es drum, ein Cabrio ist eben kein Transporter. Und man fährt auch gerne zwei Mal. Denn das Fahren macht Spaß. Nicht weil der moderne Käfer das letzte Wort in Sachen Fahrdynamik ist, sondern weil er Spaß macht.

Fahrbericht - 2013 VW Beetle Cabriolet - asphaltfrage.de - Wallpaper 4Richtig, ein VW der Spaß macht. Natürlich ist er im Tiefsten auch der humorlose Bürokrat auf Golf-Basis, der alle Aufgaben in Perfektion exekutiert, aber dann ist da aber eben das fröhlich bunte Dashpad, die lustige Ladedruckanzeige die völlig außer Rand und Band ist und eben dieses Käfer-Gefühl. Und bevor die Nörgler jetzt wieder das nörgeln anfangen: es ist da, fertig. Nicht im heiser rasselnden Boxer-Sinne, aber eben doch irgendwie.

Fahrbericht - 2013 VW Beetle Cabriolet - asphaltfrage.de - Wallpaper 5Vor allem wenn man den kleinen 1200er-TSI nimmt. Seine 105PS sind vollkommen ausreichend. Das Drehmoment fließt sauber von der Kupplung und bringt selbst die großen 18-Zöller in Wallung. Die braucht es nämlich unbedingt. Erst ihr Chromglanz verleiht dem Beetle den entsprechenden Auftritt. Wie man überhaupt mit Bedacht seine Konfiguration wählen muss. Gedeckte Farben gehen gar nicht. Bunt muss es sein. Rot, gelb, hellblau – denn nur dann konstrastiert das Armaturenbrett so schön mit dem restlichen Innenraum, nur dann ist die Tristesse aufgebrochen.

Fahrbericht - 2013 VW Beetle Cabriolet - asphaltfrage.de - Wallpaper 7Außerdem muss es das Xenonlicht sein, das nimmt dem Neo-Käfer die Leere im Blick. Dazu noch das Fender-Soundsystem was leider nicht mit dem Standard-Radio erhältlich ist. Wir raten deshalb zum großen RCD510-Radio. Warum? Weil die Navisysteme noch auf der Golf-6-Plattform basieren und einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind. Dazu kommt der horrende Preis. Das gesparte Geld lieber in die Freisprecheinrichtung investieren, denn nur dann hat der Beetle Bluetooth an Bord um die Musik ohne Kabelsalat an den Fender-Verstärker weiterzuleiten. Wenn man sich die wahrsagenden Zusatzinstrumente spart, dann bekommt man zudem eine nette Ablage mit gutem Blick aufs Handy. Die Navi-App plaudert dank Audiostreaming ja dann ebenfalls über die Lautsprecher des Autos. Das war es eigentlich.

Wobei, auf die Klimaautomatik sollte man verzichten. Denn die schaltet beim Öffnen des Verdecks und geringen Außentemperaturen  automatisch die Heizung an, adaptiert die Luftverteilung und regelt die Sitzheizung. Das ist zwar nett, aber vollkommen überflüßig, weil zu zuvorkommend. Als mündiger Beetle-Fahrer sollte man in der Lage sein die Temperaturen selbst einzuregeln. Außerdem sehen die verchromten Klimadrehregler viel lässiger aus, als die drögen Bedienknöpfe der Automatik.

Wenn man den Beetle so ausstattet, dann ist er ein wirklich feines Auto. Vielleicht immer noch ein wenig überzeichnet, ein wenig gekünstelt, aber das alles doch noch irgendwie im Rahmen. Denn man erkennt hinter der Fassade das Herzliche und Unverkrampfte. Und das macht ihn sympathisch. Was vielleicht seine schwerste Prüfung war. Gut gemacht, Käfer!

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Text: FM
Bilder: Sebastian Klein (denim blue, platinum grey), Jan Gleitsmann (toffee brown)

Linkgalore:
http://www.newcarz.de/2013/02/24/fahrbericht-vw-beetle-cabrio-das-kultcabrio-im-neuen-gewand/
http://auto-geil.de/2013/02/25/erste-probefahrt-mit-dem-2013-vw-beetle-cabrio-1-6-tdi-durch-schnee-in-den-bergen-zu-palmen-am-strand/
http://passiondriving.de/2013/02/25/zuruck-in-die-zukunft-vw-beetle-cabriolet-angetestet/
http://bycan.de/2013/02/26/fahrevent-vw-beetle-cabrio-the-kings-of-cool/
http://blog.autohaus-wolfsburg.de/das-vw-beetle-cabriolet-im-blogger-check.html